Heute stelle ich Euch meinen Honda CB 550 Four Café Racer vor. Mein Name ist Jan Bernhard und ich komme vom schönen Chiemsee. Aus meinem Hobby, Motorräder umzubauen oder zu restaurieren, entwickelte sich in den letzten 20 Jahren eine große Leidenschaft. Als semiprofessioneller Bikebuilder arbeite ich inzwischen bevorzugt an Nippon Bikes aus den 1970er Jahren.

Der Honda CB 550 Four Café Racer vom Chiemsee

Der Honda CB 550 Four Café Racer vom Chiemsee (Quelle: Jan Bernhard)

Für dieses Custom Bike Projekt schnappte ich mir eine Honda CB 550 Four Supersport aus dem Jahr 1977 als Basis, die aber in einem wirklichen schlechten Zustand war. Egel, wenn zwei Grundvoraussetzungen passen. Erstens muss der Motor laufen und zweitens muss der Rahmen gerade sein. Wenn‘s da schon hakt ist es schlecht, weil so die Kosten schnell unüberschaubar werden. Aber bei dieser alten Lady stimmte beides. Also ran an die Arbeit.

In dem Honda Caferacer stecken rund 450 Arbeitsstunden

In dem Honda Caferacer stecken rund 450 Arbeitsstunden (Quelle: Jan Bernhard)

Alles außer Motor, Rahmen und Tank ist ‚custom made‘

Für den Umbaut benötige ich eigentlich nur den Rahmen, Motor und den Tank plus Seitendeckel. Alles andere ist custom made! Als Inspiration für dieses Custom Bike stellte ich mir einfach die Frage: ‚wie würde eine Honda CB 550 Four heute aussehen, wenn Honda sie neu aufgelegt hätte‘ – also mit moderneren Komponenten? Allerdings wollte ich mit dem Bau dieses einzigartigen Motorrades auch meine eigene Kreativität ausleben und sehen, was beim TÜV geht. Natürlich will ich auch die Leute damit begeistern und ihnen sagen, geh raus und bau Dein Bike um. Es ist ein gutes Gefühl etwas zu erschaffen und gute Resonanz zu bekommen. Wenn ein Projekt abgeschlossen ist und die Werkstatt leer wird, habe ich immer so ein komisches Gefühl in der Magengegend und ein neues Projekt muss her.

Mein Honda CB 550 Four Café Racer bekam eine VFR-Einarmschwinge

Die Hürden bei dieser Honda CB 550 Four waren erst einmal, welche Teile passen ungefähr und was sagt der TÜV dazu. Dann überlegte ich mir, kann ich es mit meinen Werkzeugen schaffen? Oder brauche ich externe Unterstützung für die Dreh-und Fräsarbeiten? Was natürlich zusätzliche Kosten entstehen lässt.

Beim Rahmenheck, den Stoßdämpferaufnahmen und dem Sitzbankhöcker, der ebenfalls handgemacht ist, hatte ich als gelernter Schweißer mit sämtlichen Schweißzeugnissen leichtes Spiel und später wenig Diskussionen mit den amtlichen Gutachtern. Den abgesteppte Sitz fertigte ein befreundeter Sattler, den nun die Lücke zwischen Tank und Heckbürzel nahtlos schließt.

Nicht ganz ohne war jedoch die Idee mit der hinteren Aufhängung. Der Honda CB 550 Four Café Racer sollte unbedingt eine Einarmschwinge einer Honda VFR RC36 bekommen, die natürlich so nicht ohne weiteres passt. Aber was nicht passt wird passend gemacht. Also links und rechts was weggefräst und schon hat sie im Rahmen Platz. Die Lagerpunkte der originalen Schwinge habe ich durch Lager der neuen Achse ersetzt. Der Winkel vom Federbein und Anlenkung wurden ziemlich dem original entsprechend neu eingeschweißt.

Größte Herausforderung war der Einbau der VFR-Einarmschwinge in die CB 550

Größte Herausforderung war der Einbau der VFR-Einarmschwinge in die CB 550 (Quelle: Jan Bernhard)

Durch das jetzt mitten im Rahmen stehende Federbein war kein Platz mehr für die Batterie und den Luftfilterkasten. Also neue Lösung gesucht und gefunden. Der 180er Hinterreifen steht der Honda gut, bringt aber ans Licht, dass die Kette nicht mehr zum Motor fluchtet. Die Lösung brachte ein Versatzritzel.

Durch die Einarmschwinge hatte ich nun viel Platz den Krümmer zum hoch angebrachten Endtopf zu führen. Den Krümmer habe ich aus Edelstahl fertigen lassen und dann das Verbindungsrohr zum Topf angepasst. Der Endtopf gehört eigentlich an eine Triumph und stammt aus dem Zubehörhandel.

Der Auspuff ist eigentlich für eine Triumph gedacht

Der Auspuff ist eigentlich für eine Triumph gedacht (Quelle: Jan Bernhard)

Die Telegabel spendete eine 2006’er Suzuki GSXR 600. Nach einigen erfolgreichen Umbauprojekten flutscht inzwischen der Einbau der GSXR-Gabel mit den Tokico-Bremsen in anderen Bikes.

Motor – zerlegt, gestrahlt und neu abgedichtet

Zum motorischen Teil, ich versuche immer ein Motorrad mit geringer Laufleistung zu finden. Zerlegt und neu abgedichtet werden müssen eh alle. Niemand möchte ein Motorrad, wo nach Fertigstellung links und rechts alles rausläuft.

Zunächst habe ich den Motor gründlich gereinigt und im Ganzen glasperlgestrahlt. Ich entschied mich am Motor den ursprünglichen Alu Look beizubehalten. Neben optischen Gründen bleibt das Triebwerk auch pflegeleicht. Motor reinigen, zerlegen, prüfen, und wieder zusammenbauen, fertig. Großes Augenmerk legte ich auf die Vergaser, die von mir ein gründliches Ultraschallbad bekamen und mit neuen Düsen bestückt wurden.

Alles in allem stecken in dem Honda CB 550 Four Umbau ca. 450 Arbeitsstunden. Jeden Tag widmete ich nach getaner Arbeit meine Freizeit dieser Leidenschaft. Wenn ich nun einen Strich unter die Rechnung für diesen Umbau mache, komme ich auf ca. 3.000 Euro für das Spendermotorrad, ca. 7.000 Euro für Teile, Lack und Schnickschnack. Der Tüv schlägt mit ca. 500 Euro zu buche. Und natürlich hat auch meiner Arbeitsleistung (s)einen Preis.

orn bekam der CB 550 Four Café Racer eine GSXR-Telegabel spendiert

orn bekam der CB 550 Four Café Racer eine GSXR-Telegabel spendiert (Quelle: Jan Bernhard)

Wer Interesse an einem Custom Build hat, kann mich gerne kontaktieren über email: janb666[at]hotmail.de. Meine anderen Bikes findet ihr auch bei Instagram (janbernhard1975) und Youtube. Hier das Video (Youtube) zum Honda Café Racer.

 

(Autor, Fotos: Jan Bernhard; Video: YouTube/Jan Bernhard)