Etliche wunderschöne Kawasaki 900 Z1 sind heute noch auf unseren Straßen anzutreffen. Markus, der ein 1973er Modell in der Europaversion sein Eigen nennen darf, erzählt wie man die Spreu vom Weizen trennt und (s)eine originale Maschine von den restlichen 90 Prozent unterscheidet. In echter Detektivarbeit hat er über Jahre die feinen Unterschiede identifiziert und nippon-classic.de im Interview davon berichtet.

Die Europa-Ausführung der Kawasaki Z1 ist äußerst selten

Meine Kawasaki 900 Z1 ist Baujahr 1973 und kommt ursprünglich aus Frankreich. Der damalige Besitzer hatte die Maschine über 30 Jahre in seiner Privatsammlung und 1980 bereits stillgelegt. Nach seinem Tod wurde die Maschine 2012 ausgewählten Sammlern zum Kauf angeboten und gelangte über einen Zwischenhändler zu mir. Nachdem auch der lückenlose Nachweis mit der nachvollziehbaren Historie erbracht war, konnte ich die benötigten deutschen Papiere beantragen und das Motorrad hier wieder auf die Straße bringen.“

Heute ist der Wert dieser Kawasaki Z1 nur sehr schwer einzuschätzen, da es in diesem Zustand, mit all den super raren Teilen, wohl kaum mehr als eine Hand voll Maschinen geben dürfte. Besonders die europäische Ausführung ist äußerst selten. Auf internationalem Terrain dürften wohl 18.000 bis 25.000 Euro nicht ganz unrealistisch erscheinen, wie Markus versichert, der trotz aller Zahlen nicht auf den Spaß mit seiner Kawa Z 900 verzichtet.

„Ich selbst sehe meine Maschine nicht als Investment, sondern als Fahrzeug, für das es gebaut wurde. Von mir werden bestimmt auch noch einige Narben bleiben, weil ich die Kiste auch fahre, so wie man das auch tun sollte.“

Schauen wir uns das „Moped“ mal genauer an!

Eine originale Z1 900 Auspuffanlage trägt grobe Schweißnähte

Kawasaki 900 Z1 Auspuffanlage
Die Auspuffanlage der 73’er Kawasaki Z1 900 trägt keinerlei Kennung. Details sind an den Schweißnähten zu erkennen. Die alten Töpfe sehen aus als ob Schweißpunkt an Schweißpunkt gesetzt wurde und echte Handarbeit dahintersteckt. Repro-Auspuffanlagen von Doremi sind heute für 1.500 US-$ zu bekommen und bringen hingegen optisch perfekte Schweißnähte mit.

Kawasaki Z1 900 Auspuffanlage
Bei den Europa-Modellen entfällt zudem der Trennsteg an den Schalldämpfern. Diesen tragen nur die US-Modelle. Das Modelljahr 1973 hat noch keinen Bremsverschleißanzeiger, den Kawasaki erst späteren Modellen gönnte. Zudem ist der Kettenspanner in 8 Millimeter statt 10 Millimeter ausgeführt. Gut zu erkennen ist auch das lange Schutzblech der Europa-Ausführung.  US-Versionen bekamen einen kurzen Fender spendiert. In Deutschland erstmals zugelassenen Kawasakis haben zudem ein Katzenauge, welches französischen Maschinen, wie bei Markus‘ Kawa, fehlt.

Kawasaki Z1 900 Bremsankerplatte
Ein nächstes Detail verbirgt die Bremsankerplatte der Kawasaki Z1. Wer das Teil von der linken Seite betrachtet, dem fallen die eingestanzten Zahlen auf, die deutlich das Produktionsjahr 1973 und den Monat Juni tragen. Im ausgebauten Zustand ist nochmals ein Datumscode zu sehen, der auf das Datum 27.06.1973 hinweist.

Kawasaki Z1 900 Felge von 1973
Ebenfalls im Originalzustand befinden sich die Takasago-Felgen, die eine deutlich sichtbare Prägung tragen. Auffällig ist das „3F“ rechts, wobei die „3“ für das Produktionsjahr 1973 steht und das „F“ für den Monat Juni (6. Buchstabe im Alphabet). Die Hinterradfelge wurde hingegen erst einen Monat später produziert und trägt ein „3G“ als Prägung. Rätselraten bereitet hingegen die „303“ daneben.

Perfekte „Matching Numbers“ bei Rahmen und Fahrwerk

Kawasaki 900 Z1 Rahmen von 1973
Kawasaki nummerierte seine Teile, weshalb eine lückenlose Dokumentation bei genauem Hinsehen möglich ist. So trägt auch der Rahmen seine Kennzeichen. Bei der Z1 900 von Markus wurde in die Hinterradschwinge ein „306“ eingestanzt. Die „3“ identifiziert das Jahr 1973 und die „06“ steht wiederum für den Monat Juni dieser Kawasaki Z1.

Kawasaki Z1 900 Rahmen
Ebenso sollten Sammler auf den Unterstrich an der „1“ in der gestanzten Rahmennummer „Z1F …“ achten. Hinzukommen Länder-Kennzeichen, wie im Fall der französischen Maschine mit einem „X“. Nach Italien ausgelieferte Kawasakis tragen hingegen einen „*“.

Kawasaki Z1 900
US-Modelle lassen sich recht einfach an dem fehlenden Typenschild identifizieren, an deren Stelle sie nur einen weißen Aufkleber tragen. Die Japaner leisteten sich anfangs signifikante Rechtschreibfehler. Originale Aufkleber tragen daher bspw. „Motur“ statt „Motor“ darauf.

Kawasaki 900 Z1 Motornummer
Da nicht jeder Motor seinen Platz in einem Motorrad fand, produzierte Kawasaki mehr Triebwerke als Rahmen. So gingen einige Motoren an Tuner Egli oder verschwanden im versuchsweisen Flugzeugbau. In der Regel liegen daher Rahmen- und Motornummer um rund 200 Stellen auseinander, was absolut ok ist. Die Rahmennummer sollte dabei kleiner ausfallen – im Fall der hier vorgestellten Maschine liegen beide Nummer 174 Stellen auseinander, perfekte „matching numbers“. Bis Ende 1973 liefen rund 20.000 Exemplare der Kawasaki Z1 900 vom Band, deren Motornummer im Modelljahr 1973 von rund 4.000 bis 20.000 reicht. Höhere Nummern sprechen eindeutig für ein späteres Baujahr.

Bremslichtschalter der Kawasaki Z1 900
Richtig selten sind inzwischen auch originale Bremslichtschalter der Kawasaki Z1.

900 Z1 Zündkerzenstecker
Als wahres Schmankerl entpuppen sich die originalen Zündkerzenstecker, die heute eigentlich nicht mehr zu bekommen sind und irgendwann einmal in Gold aufgewogen werden. Dem Kenner fällt jedoch die Imbusschraube auf, die ein Tribut an eine Wartung der Steuerkette ist.

900 Z1 Motor
Auch die Zylinderbank der Kawasaki Z1 trägt eine Modelljahr-typische Prägung. Die „903 cc“ wurden 1973 mit kleineren Ziffern und Buchstaben versehen als die Modelle ab 1974. Natürlich fällt auch die schwarze Motorlackierung der ersten beiden Baujahre auf. Auch die Krümmerkrone trägt eine Kennzeichnung. Wer den Blick unter den Zylinderkopf richtet, erkennt bei den frühen Produktionsjahren hohlgebohrte Nockenwellen.

Kawasaki 900 Z1 Vergasernummer
Kawasaki kennzeichnete ebenfalls jeden Vergaser an der Z1 900. Im Fall der hier vorgestellten 73’er Z1 tragen diese eine „141  3“-Prägung, bei der die „3“ die letzte Ziffer des Baujahres reflektiert. Bei Maschinen aus dem Jahr 1974 sollte demnach eine „….4“ zu finden sein. Die ersten Modelle aus 1972 unterscheiden sich ergänzend durch ein anderes Vergasergehäuse.

Kawasaki 900 Z1 Bremsscheibe
Die „8C“ Prägung an der Bremsscheibe, gab Markus anfangs Rätsel auf, konnte aber im Forum schnell aufgeklärt werden. Die „8“ steht für das Baujahr 1973, während das „C“ die Kalenderwochen 9-12 beschreibt, also für den Monat März steht.

900 Z1 Bremsscheibe
Die rechte Scheibe hatte der Erstbesitzer im Rahmen einer offiziellen Nachrüstaktion 1974 ergänzt, was wiederum die Kennzeichnung („9K“) auf der Bremsscheibe (1974; Kalenderwoche 25-28) wiedergibt. Ein schönes Detail der lückenlosen Historie der Maschine.

Etliche äußere Details verraten eine originale Kawasaki Z1 900

Kawasaki 900 Z1 Tank und Lackierung
Oft bei oberflächlicher Betrachtung übersehen, verlaufen die dunklen Streifen bei einem Tank mit Originallackierung nicht parallel, sondern werden im Bereich des Steuerkopfs sichtbar schmaler. An der Seite folgt der untere Streifen werksmäßig einer 90-Grad-Kurve. Bei restaurierten Tanks fällt dieser Winkel in der Regel kleiner aus. Inzwischen arbeitet Teilelieferant Doremi auf einem hohen Niveau und versucht diesen Unterschied an seinen Nachbautanks ebenfalls zu berücksichtigen. Ansonsten tun sich selbst Profi-Lackierer schwer dies wie beim Original hinzubekommen.

Kawasaki Z1 900 Tacho
Mit Blick auf den Tacho fällt eingefleischten Z-Besitzern der Abstand zwischen „ND“ (Nippon Denso) und dem „km/h“-Aufdruck auf, der bei dem Modelljahr 1973 deutlich größer ist als bei Maschinen ab 1974. Am Drehzahlmesser ist der rote Bereich bei Nachbauten eher orange als rot. Weiterhin unterscheidet sich die Reihenfolge der Kontrollleuchten. 1973 ordnete Kawasaki diese in der Folge (1) Neutral , (2) Flash, (3) Beam und (4) Oil, ab 1974 tauschten „Flash“ und „Neutral“ ihren Platz im Instrumentenhalter.

Lenkerschalter Kawasaki Z1 900

Lenkerschalter Kawasaki Z1 900
Die Lenkerschalter der Kawasaki Z1 halten auch einige Besonderheiten parat. So verfügen nur die rund 2.000 bis 3.000 Maschinen der ersten zwei Baujahre, die nach Europa exportiert wurden, über eine Lichthupe (am Schlater links: „PA“).  Ebenso halten nur die Europaversionen ein Standlicht (am Schalter rechts: „PO“) bereit. Ja, „das Zeug ist heute wie Goldstaub“, versichert Markus.

Kawasaki 900 Emblem
Eine weitere Auffälligkeit besteht beim Emblem am Seitendeckel, deren Buchstaben beim Original deutlich breiter als bei Repro-Teilen ausfallen. Wer einmal darauf achtet, wird den feinen Unterschied einer Kawasaki Z1 900 erkennen.

Weitere Merkmale zur Feststellung des Zustandes

Kawasaki Z1 900 Sitzbank
Ein Blick unter die Sitzbank lohnt sich in jedem Fall. Bei genauem Hinschauen fällt der schwarze Sitzbankschaum der 73’er Kawasaki Z1 auf. Da das Zeug nicht so sitzfest war, verwendete der japanische Motorradhersteller später gelbe Schäume. Zudem fehlt dem Modelljahr 1973 das Langloch im Rahmen zwischen Luftfilter und Tank.

Kawasaki Z1

Auslieferungspapiere der Z1 900

Auch das Fach im Heckbürzel sollte genau inspiziert werden – bei Markus‘ Kawa ein Volltreffer.

Auslieferungspapiere der Z1 900
Den heiligen Gral stellen natürlich immer originale Auslieferungspapiere und im Idealfall eine lückenlose Dokumentation der Wartung und Reparaturen dar.

 

(Fotos, Expertise: M.P.)